Forschende behaupten, dass die Liebe zur Natur über die Gene vererbt wird.
Es ist sicherlich kein Geheimnis, dass es für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden gut ist, Zeit in der Natur zu verbringen. Einige Menschen genießen die großartige Natur jedoch deutlich mehr als andere. Könnten unsere Gene hinter dieser Verbindung stecken?
Forschende der University of Queensland (UQ) in Australien und die Nationale Universität Singapur führten mit 1 153 Zwillingspaaren eine Studie durch, um herauszufinden, wie die Genetik unsere Beziehung zur Natur formen kann. Sie stellten fest, dass der Wunsch, sich in Naturräumen aufzuhalten, durch genetische Faktoren beeinflusst wird. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „PLOS Biology“ veröffentlicht.„Unsere Ergebnisse bestätigten frühere Erkenntnisse, dass das Umfeld einer Person den vorherrschenden Impulsgeber für den Genuss der Natur darstellt,” erklärte der Koautor Prof. Richard Fuller von der UQ in einer Pressemitteilung. „Die neue Information über die Rolle der Genetik bezüglich der Ausgestaltung unserer Beziehung zur Natur bietet allerdings eine wichtige neue Entdeckung.“
Das Forschungsteam verglich anhand des TwinsUK-Registers in der gründlichsten und umfassendsten Zwillingsstudie, die jemals durchgeführt wurde, die genetische Vererbbarkeit zweier Merkmale: Wie stark sich ein Mensch mit der Natur verbunden fühlt und wie oft diese Person Naturräume wie öffentliche Parks und private Gärten besucht. „Wir haben entschieden, diesen Aspekt an Zwillingen zu untersuchen, damit wir die Vererbbarkeit auf der Grundlage der genetischen Ähnlichkeiten bei eineiigen Zwillingen (100 %) im Vergleich zu den genetischen Ähnlichkeiten bei zweieiigen Zwillingen (50 %) abschätzen können“, erklärte die Hauptautorin Dr. Chia-chen Chang von der Nationalen Universität Singapur in „The Guardian“. „Wenn ein Merkmal wie z. B. der Wunsch, die Natur zu genießen, bei eineiigen Zwillingen deutlich ähnlicher ist als bei zweieiigen Zwillingen, dann deutet dies darauf hin, dass dieses Merkmal vererbbar ist.“
Auch wenn die Genetik eine große Rolle spielt, sind auch andere Faktoren ausschlaggebend. „Zeit in der Natur zu verbringen, führt zu mehr Gesundheit und Wohlbefinden“, so Dr. Chang weiter. „Eine Zwillingsstudie zeigt auf, dass der Wunsch eines Menschen, sich in der Natur aufzuhalten, und die Häufigkeit, mit der diese Person dies tut, sowohl von den Genen als auch von persönlichen Erfahrungen beeinflusst werden.“„Eine genetische Grundlage unterstützt die Idee, dass eine angeborene Verbindung zur Natur besteht, aber vieles davon liegt auch in unserer eigenen Kontrolle, und wir können diese Naturverbundenheit wirklich verstärken und uns ihre Vorteile zunutze machen“, erklärte Prof. Fuller gegenüber „The Canberra Times“.
In Städten lebende Menschen weisen ein geringeres Wohlbefinden auf. Auch das Risiko für psychische Störungen wie Depressionen und Angstzustände ist für in Städten wohnende Personen höher. „Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in städtischen Gebieten, und es liegt auf der Hand, dass Städte Orte sind, an denen die Natur weitgehend durch gebaute Infrastruktur ersetzt wurde“, so Prof. Fuller abschließend. „Diese Tatsache hatte besonders auf die psychische Gesundheit erhebliche Auswirkungen. Zeit in der Natur zu verbringen ist ein gutes Mittel, um einige der Nachteile des Stadtlebens auszugleichen.“
„Ein wenig Zeit zu Hause im Garten zu verbringen, kann eine großartige Möglichkeit bieten, die Natur zu erleben, aber das ist vor allem für Menschen in städtischen Gebieten nicht immer möglich“, so Dr. Chang in der Pressemitteilung der UQ. „Die Verbesserung des Zugangs zur Natur für in Städten lebende Personen durch Projekte wie Gemeinschaftsgärten wird von großem Nutzen sein und einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens der Menschen leisten.“