Die globale Erwärmung erhöht gemäß dem Ergebnis einer aktuellen Studie das Risiko neuer Infektionskrankheiten.
Wenn wir an den Klimawandel denken, kommen uns in der Regel katastrophale Unwetter und die mit ihnen einhergehende Zerstörung in den Sinn. Doch eine weitere Gefahr wird durch den Klimawandel hervorgerufen und lauert auf uns. Wir sprechen hier von Krankheiten und Viren, die in Zukunft vom Tier auf den Menschen übertragen werden könnten.
Laut einer in der Zeitschrift „Nature“ veröffentlichten Studie wird die globale Erwärmung Tiere dazu zwingen, heißere Klimazonen zu verlassen. Solche Arten werden daraufhin erstmals miteinander in Kontakt kommen. Die erzwungene Migration bedeutet, dass wahrscheinlich neue Lebensräume in Regionen entstehen, in denen der Mensch vorherrschend ist. Infolgedessen könnte sich das Risiko erhöhen, dass Viren auf den Menschen übertragen werden, wodurch möglicherweise die nächste Pandemie bereits vor der Tür stehen könnte.„So wie sich die Welt verändert, wird sich auch das Gesicht der Krankheiten verändern“, erklärte Mitautor Gregory Albery, Experte für Krankheitsökologie an der Georgetown University in den USA, gegenüber dem „The Guardian“. „Diese Arbeit liefert weitere unwiderlegbare Beweise dafür, dass die kommenden Jahrzehnte nicht nur heißer, sondern auch mit zusätzlichen Krankheiten verbunden sein werden.“
Noch mehr Untergang und Pessimismus. „Die versteckten Kosten des Klimawandels werden endlich erforscht, und die Vision, die uns diese Studie aufzeigt, stellt eine sehr düstere Zukunft für Wildtiere und Menschen in Aussicht“, warnt Peter Daszak, Präsident der EcoHealth Alliance, einer globalen NRO, die sich auf die Pandemievorsorge konzentriert.
Anhand von Computermodellen haben die Forschenden herausgefunden, dass sich durch die globale Erwärmung bis 2070 4 000 Viren erstmals zwischen Säugetieren ausbreiten werden. Dies gilt potenziell auch zwischen Tieren und Menschen. Fledermäuse sind die größten Übeltäter, da sie zu den wenigen Säugetieren gehören, die fliegen können.
„Bei jedem Schritt haben uns unsere Simulationen überrascht“, bemerkt Mitautor Colin Carlson, stellvertretender Forschungsprofessor am Zentrum für globale Gesundheitswissenschaft und Sicherheit am Georgetown University Medical Center in einer Pressemitteilung. „Wir haben Jahre damit verbracht, diese Ergebnisse mit unterschiedlichen Daten und Annahmen zu überprüfen, aber die Modelle führen uns immer zu denselben Schlussfolgerungen. Sie sind ein wirklich verblüffendes Beispiel dafür, wie gut wir die Zukunft vorhersagen können, wenn wir es nur versuchen.“Wenn die Viren beginnen, in bisher unbekanntem Ausmaß von einer Wirtsart zur anderen zu wechseln, wird dies dramatische Auswirkungen auf den Naturschutz und die menschliche Gesundheit haben. „Dieser Mechanismus ist ein weiterer Beleg dafür, wie der Klimawandel die Gesundheit von Mensch und Tier bedrohen wird“, äußert Dr. Albery. „Es ist noch unklar, wie sich diese neuen Viren auf die betroffenen Arten auswirken, aber es ist wahrscheinlich, dass viele von ihnen zu neuen Risiken für den Artenschutz führen und das Auftreten neuer Virusausbrüche beim Menschen begünstigen werden.“
„Wir sind der Vorhersage und Verhütung der nächsten Pandemie näher denn je“, fügt Dr. Carlson hinzu. „Das ist ein großer Schritt in Richtung Vorhersage – jetzt müssen wir die schwierigere Hälfte des Problems in Angriff nehmen.“ Apropos Probleme: Etwa 1 Milliarde Euro werden benötigt, um die Verbreitungsmuster von Viren richtig zu erkennen und zu bekämpfen.
Daszak versetzte der Leserschaft im Artikel in der Zeitung „The Guardian“ einen finalen Schlag: „Noch besorgniserregender ist die Tatsache, dass wir uns möglicherweise bereits in diesem Prozess befinden. Das hatte ich nicht erwartet und es ist ein echter Weckruf für die öffentliche Gesundheit. Wenn man sich die wahrscheinlichen Auswirkungen des Klimawandels vor Augen führt, und dazu gehören auch pandemisch auftretende Krankheiten, dann sprechen wir von potenziellen Auswirkungen, die Billionen Dollar kosten werden.“