Neue Forschungen verdeutlichen, dass ein hohes Einkommen nicht unbedingt von der Intelligenz abhängt.
Wir beneiden oft herausragend verdienende Personen mit ihren siebenstelligen Gehältern und fragen uns, was wir falsch machen. Einige von uns haben sogar den falschen Eindruck, dass es auf die Intelligenz ankommt oder dass sie es tatsächlich am meisten verdient haben.Laut einer neuen Studie, die in der „European Sociological Review“ veröffentlicht wurde, sind die Bestverdienenden nicht so viel intelligenter als der Durchschnitt. Ein Forschungsteam unter der Leitung der schwedischen Universität Linköping hat herausgefunden, dass Menschen, die zu den obersten 1 % der Gehaltstabelle gehören, bei Tests zu kognitiven Fähigkeiten schlechter abschneiden als Menschen in der darunter liegenden Einkommensstufe.
Es besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen kognitiven Fähigkeiten und höherem Einkommen, bis man ganz oben auf der Einkommensskala angekommen ist. Die Intelligenz der obersten 5 % beim Einkommen stagniert und nimmt sogar leicht ab. „Wir stellten beachtlicherweise fest, dass die Beziehung zwischen Fähigkeit und Lohn insgesamt klar erkennbar ist, aber oberhalb von 60 000 EUR pro Jahr stagniert die Kompetenz“, schreibt die Studienautorenschaft.
Die Forschenden analysierten die kognitiven Fähigkeiten von über 59 000 in Schweden geborenen Männern im Alter von 18 oder 19 Jahren und ihren Verdienst während eines 11-Jahres-Zeitraums im Alter von 35 bis 45 Jahren. Der Test der kognitiven Fähigkeiten umfasste verbales Verständnis, technisches Verständnis, räumliches Vorstellungsvermögen und Logik.
„Mit diesem Datenfundus können wir zum ersten Mal prüfen, ob extrem hohe Löhne auf herausragende Intelligenz hindeuten“, erklärt der Hauptautor Marc Keuschnigg, außerordentlicher Professor am Institut für analytische Soziologie der Universität Linköping, in einer Pressemitteilung. „Dazu brauchten wir zuverlässige Einkommensdaten, die das gesamte Lohnspektrum abdecken. In den Umfragedaten fehlen in der Regel die Spitzeneinkommen, aber die Register bieten vollständige Einkommensdaten für alle Bürgerinnen und Bürger.“Wenn hohe Gehälter nicht unbedingt mit allgemeiner Intelligenz und überlegenen Fähigkeiten zusammenhängen, womit dann? „Wir finden keine Belege dafür, dass Personen mit Spitzenjobs, die außerordentlich gut bezahlt werden, mehr verdienen als Menschen, die nur die Hälfte dieses Gehalts erhalten“, so die Autorenschaft in der Fachzeitschrift. „Extremer beruflicher Erfolg ist wahrscheinlich eher auf familiäre Ressourcen oder Glück als auf Fähigkeiten zurückzuführen.“
Damit kommen wir zur Ungleichheit und zu der Frage, wer Spitzenlöhne am meisten verdient. Die Superreichen werden immer reicher und üben gleichzeitig großen Einfluss auf alle Bereiche von der Politik bis zur Weltwirtschaft aus. Die Geschichte beweist, dass dies nicht die klügsten Menschen sind.
„Die Entscheidungen, die Spitzenverdienende treffen, sind für viele Menschen folgenreich“, so Prof. Keuschnigg gegenüber Fortune. „Deshalb sollten wir als Gesellschaft die richtigen Leute in diese Spitzenpositionen bringen.“
Denken Sie also daran, dass kognitive Fähigkeiten nur bis zu einem gewissen Punkt bedeutsam sind. Wenn Sie das nächste Mal sehr viele Nullen auf den Gehaltsangaben einer Person sehen, bedeutet das nicht, dass sie klüger ist oder es mehr als andere verdient.