Europas erste Samurai-Wespen in Eiern von Baumwanzen gefunden. Ist dies der Anfang vom Ende des landwirtschaftlichen Schädlings?

Forscher haben erstmals Samurai-Wespenpopulationen in Europa entdeckt – eine vielversprechende Waffe im umweltfreundlichen Kampf gegen die invasive Baumwanze.

Nahrungspflanzen sind ständig Bedrohungen von invasiven Schädlingsarten ausgesetzt. Ein solcher Schädling, der in den letzten zehn Jahren in Europa auftauchte, ist die Halyomorpha halys, die allgemein als Marmorierte Baumwanze bekannt ist. Die in Ostasien heimische Wanze ist sehr polyphag, da sie sich von mehr als 170 Pflanzenarten ernährt – darunter Baumfrüchte, Nüsse, Gemüse und Feldfrüchte – und verursacht dadurch jedes Jahr erhebliche Ernteschäden. Bislang waren Breitspektrum-Insektizide die häufigste Methode zur Bekämpfung dieser Wanze. Aufgrund der Bedenken hinsichtlich Lebensmittelsicherheit und Ökosystemgesundheit müssen jedoch dringend umweltfreundlichere und nachhaltigere Kontrollmaßnahmen gefunden werden. Eine vielversprechende Lösung ist die biologische Bekämpfung dieses landwirtschaftlichen Schädlings mit einem seiner natürlichen Feinde.

Erste Samurai-Wespen in der Schweiz gefunden

Die im Rahmen des EU-finanzierten Projekts BINGO (Breeding Invertebrates for Next Generation BioControl) durchgeführten Forschungsarbeiten haben zu der Entdeckung geführt dass es bereits einen natürlichen Feind von H. halys nämlich Trissolcus japonicus in Apfelplantagen im Kanton Tessin in der Südostschweiz gibt. Dies ist das erste Mal dass T. japonicus auch bekannt als Samurai-Wespe aus Eigelegen von H. halys in Europa geborgen wurde. Ein im „Journal of Pest Science“ veröffentlichter Artikel enthält Einzelheiten zu dieser Entdeckung.

„Es ist schwer mit Sicherheit zu sagen wie es Trissolcus japonicus in die Schweiz geschafft hat – die 2 mm große Wespe ist vermutlich zusammen mit dem Schädling aus ihrem Heimatgebiet eingeschleppt worden“ so Mitautor Dr. Tim Haye in einer Pressemitteilung auf der EurekAlert!-Website. „Ob der Ursprung der Wespe tatsächlich in der Schweiz lag oder sie schon vor ihrer Ausbreitung nach Norden im klimatisch günstig gelegenen Norditalien eingeführt wurde bleibt jedoch unklar“ fügt Dr. Haye hinzu der ebenfalls Forscher beim Projektpartner Center for Agriculture and Bioscience International ist.

Vielversprechende Forschungsergebnisse

Genau wie die Baumwanze H. halys, ist die Wespenart T. japonicus in China, Japan und Südkorea beheimatet. Es handelt sich hierbei um einen Eiparasitoiden der Baumwanze, dessen Larven sich in den Eiern des Wirtes einnisten und entwickeln und sie schließlich töten. In ihrem Heimatgebiet ist T. japonicus der dominante Eiparasitoid von H. halys und wird daher in den betroffenen Regionen als klassisches biologisches Schädlingsbekämpfungsmittel angesehen.

Wie dem Artikel entnommen werden kann, ist die Wespe in der Schweiz inzwischen weit verbreitet und wurde in zwei aufeinander folgenden Jahren an drei verschiedenen Standorten gesichtet. Während der Studie haben die BINGO-Forscher 17 Eigelege geborgen, aus denen 42 ausgewachsene Parasitoide hervorgingen. Die derzeitige Populationsdichte von Samurai-Wespen ist allerdings immer noch sehr gering (höchstens 2 %), weshalb es noch zu früh ist, um die Auswirkungen dieser Populationen auf die invasiven Baumwanzenarten in der Schweiz abzuschätzen. Im Nordosten Chinas lagen die Parasitenraten zwischen 50 % und 90 %. Angesichts dieses erheblichen Parasitenbefalls bei H. halys-Eiern „kann die Etablierung von T. japonicus die invasive Baumwanzendichte unter den wirtschaftlichen Schwellenwert senken“, wie die Autoren in dem Artikel berichten.

BINGO wird seine Forschung zum Einsatz biologischer Schädlingsbekämpfungsmittel fortsetzen, um die Auswirkungen von invasiven und endemischen landwirtschaftlichen Schädlingen zu reduzieren. Schließlich sollen weitere H. halys-Eigelege gesammelt werden, um schon in naher Zukunft die Verbreitung der Samurai-Wespe und die Auswirkungen der Eiersterblichkeit auf H. halys und die Populationen von heimischen Baumwanzen bestimmen zu können.

Weitere Informationen:
BINGO-Projektwebsite

veröffentlicht: 2019-02-11
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