Das Projekt ECOPOTENTIAL kombinierte Erdbeobachtungsdaten mit Feldmessungen und Computermodellen und entwickelte Instrumente zur Überprüfung und Vorhersage des Status von Ökosystemen in einer Reihe von Schutzgebieten in ganz Europa und weltweit.
Schutzgebiete, wie zum Beispiel Nationalparks, werden von internationalen Gremien, beispielsweise von der Weltnaturschutzunion, bestimmt. Sie sind von entscheidender Bedeutung für die Erhaltung der biologischen Vielfalt und die Abschwächung der Auswirkungen des Klimawandels. Schutzgebiete speichern weltweit rund 15 % des terrestrischen Kohlenstoffs. Darüber hinaus unterstützen Schutzgebiete durch die Veranstaltung von Kultur- und Freizeitaktivitäten die Lebensgrundlage und tragen gleichzeitig zu Gesundheit und Wohlbefinden bei.
Menschliche Aktivitäten (z. B. Klimawandel, Umweltverschmutzung, Schädlinge, invasive Arten) stellen jedoch direkt und indirekt zunehmend eine Bedrohung für diese Gebiete dar.
Die Erdbeobachtung, sowohl vom Boden aus als auch per Fernerkundung, bietet eine einzigartige Gelegenheit zur Untersuchung des Gesundheitszustands von Schutzgebieten. Sie bietet wertvolle Daten zur Unterstützung der evidenzbasierten Erhaltung und Wiederherstellung.Das von der EU unterstützte Projekt ECOPOTENTIAL (Improving Future Ecosystem Benefits Through Earth Observations) schuf eine Reihe von Produkten und Dienstleistungen zur Erdbeobachtung, die genaue Informationen über den Zustand und die Trends verschiedener Ökosysteme in europäischen und anderen Schutzgebieten liefern.
Unter Anwendung eines „ganzheitlichen Ansatzes“ kombinierte ECOPOTENTIAL verfügbare Erdbeobachtungsressourcen, beispielsweise Daten aus dem Copernicus-Programm, zur Verwendung durch ein multidisziplinäres Team aus 48 Partnern.
„Schutzgebiete sind definitionsgemäß besser erhalten als andere Ökosysteme und bieten daher eine Fülle von Daten. Die Schutzgebiete von ECOPOTENTIAL wurden sorgfältig ausgewählt, um eine ausgewogene Darstellung der Ökosysteme zu gewährleisten“, erklärt Projektkoordinator Antonello Provenzale vom Italienischen Nationalen Forschungsrat (CNR). „Schutzgebiete sind aber nicht nur rein biologisch. Sie sind Teil umfassenderer ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Prozesse. Daher gibt es keine magische Lösung zur Erfassung von Informationen über Schutzgebiete. Fernerkundung, Felddaten und Modelle allein reichen nicht aus. Sie müssen kombiniert werden.“
Damit die Produkte und Dienstleistungen zur Erdbeobachtung den tatsächlichen Anforderungen entsprechen, wurden die Endnutzenden (hauptsächlich technische und leitende Park-Fachkräfte) von Anfang an mit in die Entwicklung einbezogen.
„Natürlich hatten Forschende und Leitende anfangs unterschiedliche Visionen. Durch die Schaffung früher Möglichkeiten für den Austausch von Fachwissen konnten diese Hindernisse überwunden werden“, bemerkt Provenzale. „Sprachliche und kulturelle Barrieren wurden dank lokaler Forschender im Projekt ebenfalls überwunden. Sie arbeiteten mit Personal von Schutzgebieten im Schulterschluss vor Ort.“Die Hochgebirgsregion Sierra Nevada in Südspanien verfügt über eine der beeindruckendsten Artenvielfalten im Mittelmeerraum. Die Region ist auch eine Quelle für Landwirtschaft, Süßwasser und Holz. Sie trägt zur Kohlenstoffabscheidung sowie zur Verhinderung von Überschwemmungen bei und bietet sowohl Freizeit- als auch Bildungsmöglichkeiten.
In einer Reihe von Seminaren im Bereich Forschung, Technik und Naturschutz werden die wichtigsten Überwachungsinstrumente zur Erdbeobachtung in dieser Region ermittelt. „Kleinere Flugzeuge und Drohnen, welche Bilder in geringerer Höhe erfassen und mit Sensoren vor Ort verbunden sind, bieten genauere Informationen. Die räumlichen Maßstäbe reichen von einzelnen Bäumen bis zur gesamten Sierra Nevada“, erläutert Blanca Ramos vom Nationalpark Sierra Nevada.
Die Ergebnisse der Erdbeobachtung und Big-Data-Analyse wurden für die Simulation zukünftiger Szenarien zur Bewertung der Auswirkungen aktueller Entscheidungen zur Erhaltung von Schutzgebieten verwendet. Zur Maximierung der Freizeitmöglichkeiten wurden in Studien auch Inhalte aus sozialen Netzwerken zusammen mit Erdbeobachtungsdaten analysiert.
„Unsere Arbeit kann dazu beitragen, die Öffentlichkeit zu erreichen. Genauere Informationen führen zur Bestimmung von Schutzgebieten, welche die Menschen wirklich besuchen möchten“, fügt Ramos hinzu.Die Ergebnisse von ECOPOTENTIAL werden nun zur Wissensbasis des LIFE-Programms der EU beitragen, welches Umweltschutzprojekte finanziert. Einige ECOPOTENTIAL-Partner wie der italienische Nationalpark Gran Paradiso sind bereits aktiv an dieser Initiative beteiligt.
Der Produktkatalog des Teams entspricht auch den Richtlinien zur gemeinsamen Datennutzung des Globalen Überwachungssystems für Erdbeobachtungssysteme (GEOSS). Die Produkte und Dienstleistungen von ECOPOTENTIAL wurden auch in Forschungsinfrastrukturen wie eLTER RI und LifeWatch ERIC sowie in der Initiative der Gruppe für Erdbeobachtungen zum globalen Ökosystem (GEO ECO) integriert.
Im Rahmen seiner Öffentlichkeitsarbeit veranstaltete ECOPOTENTIAL eine wandernde Fotoausstellung, um nicht nur die Verwendung von Erdbeobachtung für natürliche Ökosysteme mit Satellitenbildern zu demonstrieren, sondern auch die Vielfalt und Schönheit europäischer Schutzgebiete mit Fotos aus der Naturfotografie zu zeigen.
Nach der Ausstellung im Europäischen Parlament und im Ausschuss der Regionen in Brüssel im Jahr 2019 reiste die Ausstellung durch Deutschland, Griechenland und Italien. So konnte ein noch breiteres Publikum die atemberaubenden Landschaftsbilder genießen.