KETBIO, eine EU-finanzierte Koordinierungsmaßnahme zur Förderung der Kommerzialisierung biotechnologischer Schlüsselforschung, gibt die europäischen Spitzenprojekte bekannt.
Fliegen mit Flugturbinenkraftstoff aus gebrauchten Speiseölen? Verwendung eines auf mikrobieller elektrochemischer Technologie basierenden Biofiltrationssystems zum Abbau organischer Abfälle und Schadstoffe im Wasser? Identifizierung neuer Enzyme und bioaktiver Verbindungen in extremen Meeresumgebungen und deren Verwendung in verschiedenen Branchen wie der Pharmazie oder der Lebensmittel- und landwirtschaftlichen Futtermittelproduktion? Das sind die drei Spitzenreiter der EU-Biotech-Initiativen, die kürzlich im Rahmen des EU-finanzierten Projekts KETBIO (KETBIO: A novel cluster model to bring KEY ENABLING BIOTECHNOLOGY research closer to markets and society) bekannt gegeben wurden. Ziel des Projekts ist es, Europas innovativste biotechnologischen Forschungsergebnisse zu ermitteln und deren Umsetzung in marktfähige Produkte zu beschleunigen.
Laut einer Pressemitteilung wurden die Gewinnerprojekte auf der Booster-Konferenz von KETBIO verkündet, die am 17. Juni online mit mehr als 100 Teilnehmenden stattfand. „Branchenfachleute wählten zunächst die Top Zehn der EU-Biotech-Initiativen, und in einer zusätzlichen Wahl durch Cluster-Mitglieder wurde die Top Drei bestimmt.“ Insgesamt wurden mehr als 300 Projekte begutachtet, 79 davon eingehend analysiert und schließlich zehn von Fachleuten und dem Wirtschaftsausschuss von KETBIO als Gewinner gekürt.
FlexJET wurde als innovativstes EU-Biotech-Projekt ausgezeichnet, da es einen Beitrag zum Fortschritt im Bereich nachhaltige Brennstoffe für die Luftfahrt leistet. „FlexJET arbeitet mit gebrauchten Speiseölen zur Raffination von Kerosin zu einem vollständig kreislauforientierten Flugturbinenkraftstoff, der zur Dekarbonisierung des Luftfahrtsektors beitragen soll. Erste Demonstrationsanlagen in Originalgröße wurden bereits errichtet,“ heißt es in derselben Pressemitteilung.Laut der Leitbroschüre von KETBIO soll die FlexJET-Anlage „1 200 Tonnen nachhaltigen Flugtreibstoff pro Jahr aus Pflanzenöl aus Lebensmittelabfällen mit getrockneten organischen Abfällen zur Produktion von Wasserstoff, der in diesem Prozess verwendet wird, erzeugen. Insgesamt werden mehr als 4 000 Tonnen Abfall aus der Umwelt entfernt. Eine weiter ausgebaute und erstmalig kommerzielle Nachfolgeanlage soll gleich nach Abschluss des Projekts errichtet werden und 25 000 Tonnen nachhaltigen Flugtreibstoff pro Jahr produzieren.“
Das iMETland-Projekt belegte Platz zwei. Laut Pressemitteilung wartet das Projekt mit einem „auf mikrobieller elektrochemischer Technologie basierenden, dezentralen Feuchtgebietssystem auf. Zur Zulassung und Unterstützung der Markteinführung wurde ein Start-up-Unternehmen gegründet.“ In der KETBIO-Leitbroschüre heißt es, dass iMETland „eine vollständige Anwendung eines umweltfreundlichen Geräts zur Aufbereitung von städtischem Abwasser ohne Energiebetriebskosten in kleinen Gemeinden validiert hat.“
Der dritte Platz ging an das Projekt INMARE, in dessen Rahmen „über 900 neue Enzyme und bioaktive Verbindungen in der Tiefsee entdeckt wurden, die für industrielle Zwecke genutzt werden können. Bisher wurden vier Patente angemeldet, ein Krebsmedikament entdeckt und ein Start-up-Unternehmen gegründet“, so die Pressemitteilung. In der KETBIO-Leitbroschüre wird erklärt: „Mit dem Projekt gelang das Screening und die Entdeckung der Vielfalt im Meer vorkommender funktioneller Proteine durch Bereitstellung robuster Enzyme mit nützlichen Eigenschaften („Universalenzyme“) für die industrielle Verwendung. Des Weiteren wurden innovative Screening-Werkzeuge sowie Sequenzanalyse- und Expressionsplattformen entwickelt.“
In der Pressemitteilung von KETBIO heißt es weiter, dass der Gewinner des ersten Preises außerdem „ein Schulungspaket erhält, das die Erfüllung der Aufgabe des Projekts unterstützt, biotechnologische Forschungsergebnisse schneller in die Wirtschaft zu übertragen.“ Das Projekt KETBIO (KETBIO: A novel cluster model to bring KEY ENABLING BIOTECHNOLOGY research closer to markets and society) endet im August 2020. Laut Projektwebsite ist das Ziel des Projekts „die Beschleunigung der industriellen Nutzung und Aufnahme von Projektergebnissen aus EU-finanzierter biotechnologischer Schlüsselforschung durch Entwicklung neuartiger Schlüsselbiotechnologie-Cluster und Bereitstellung eines innovativen Programms zur Beschleunigung des Einflusses mit dem und für den Cluster.“
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