Wenn diese Wände sprechen könnten: Eine Kunstausstellung in Estland zeigt Wandbilder, die eine Geschichte erzählen

Eine Kunstausstellung im Freien zeigt Fassadenmalereien an renovierten Gebäuden aus der Sowjetzeit. Die Geschichte der Gemälde wird auf Estnisch und Englisch beschrieben und unterstreicht damit ihre Bedeutung für die Bevölkerung wie für Besucherinnen und Besucher.

Menschen, die in smarten, inklusiven und energieeffizienten städtischen Gebieten leben, sind im Vergleich zu Menschen, deren Umgebung reparatur- und renovierungsbedürftig ist, tendenziell glücklicher. Veränderungen sind jedoch machbar. Dicht besiedelte Städte mit unpersönlichen Wohnkomplexen können attraktiver werden und Energie einsparen, was zum Wohl ihrer Bewohnerinnen und Bewohner beiträgt. Ein Kunstwerk wie eine Fassadenmalerei auf der Wand eines alten Wohnblocks kann ein schlichtes Gebäude ansprechender machen und bei seiner Bewohnerschaft ein Gefühl des Stolzes wiedererwecken.

Tartu, Estlands zweitgrößte Stadt, hat im Rahmen des EU-finanzierten Projekts SmartEnCity (Towards Smart Zero CO2 Cities across Europe) erstmals eine Ausstellung mit Fassadenmalerei an Mehrfamilienhäusern organisiert. Die Ausstellung mit dem Titel „Smartovka“-Wandbilder zeigt Kunstwerke an renovierten Gebäuden der 1950er bis 1960er Jahre. Zu den Wandbildern gibt es auf Schautafeln Hintergrundinformationen in estnischer und englischer Sprache.„Wir hatten schon lange die Idee einer Kunstausstellung, da Kunst einer der sichtbarsten und reizvollsten Teile unseres Projekts ist“, kommentiert Andra Somelar, Kunstkoordinatorin von SmartEnCity, in einem Artikel auf der Website des estnischen öffentlich-rechtlichen Rundfunks. „Da jedes Kunstwerk in unserem Projekt so einzigartig ist, wollten wir die Entstehungsgeschichten mit der Bevölkerung und den Besucherinnen und Besuchern von Tartu teilen.“ Jedes Kunstwerk wurde je nach Standort und Gebäudetyp in Zusammenarbeit mit der jeweiligen Bewohnerschaft und den Kunstkuratorinnen des Projekts entwickelt. Sie fährt fort: „Alte Wohnhäuser aus der Chruschtschow-Ära in sogenannte Smartovkas zu verwandeln, ist eines der wichtigsten und augenfälligsten Ergebnisse des Projekts. Die Wandbilder an den renovierten Gebäuden wurden sowohl von der Bevölkerung Tartus als auch von den Besucherinnen und Besuchern sehr positiv aufgenommen.“

Die Ausstellung fällt mit der Initiative „Tartu Freedom from Cars Avenue“ zusammen, die eine der Hauptstraßen von Tartu sperrte und sie für Rad- und Fußverkehr zurückeroberte. Da die Initiative viele Menschen aus dem gesamten Stadtgebiet anzieht und den Fußverkehr auf der Brücke erhöht, sehen alle, die die Brücke überqueren, die Kunstausstellung. „Ich habe das Design an die Farbschemata der Wandbilder angepasst, das heißt, jede Schautafel hat eine eigene Farbkombination, die an die Fassadenmalerei oder das Haus selbst angelehnt ist“, erklärt Evelin Zolotko, Grafikdesignerin und Kuratorin der Kunstausstellung und des SmartEnCity-Projekts in einem Artikel auf der Projektwebsite.Die Vision von SmartEnCity ist es, intelligente, CO2-freie Städte zu schaffen, die nachhaltiger und integrativer sind, die Lebensqualität der Bevölkerung verbessern, Arbeitsplätze und Wohlstand schaffen und gleiche Wachstumschancen bieten. Entsprechend dieser Vision hat Tartu Wohnkomplexe aus der Sowjetzeit umgerüstet und in Nullenergiehäuser umgewandelt, eine neue Fernkälteanlage errichtet, ein öffentliches Fahrradverleihsystem geschaffen, neue Biogas-Busse eingeführt und eine intelligente LED-Straßenbeleuchtung installiert.

Tartu ist eines der drei Leuchtturmprojekte von SmartEnCity. Sønderborg (Dänemark), Vitoria-Gasteiz (Spanien) und Tartu wurden mit der Entwicklung und Umsetzung wirksamer Maßnahmen betraut, um die Vision des Projekts zu verwirklichen. Die beiden Folgestädte Lecce (Italien) und Assenowgrad (Bulgarien) werden daran anschließen, was weitere europäische Städte zum Beitritt ermutigen soll.

Das laufende Projekt SmartEnCity entwickelt einen systemischen Ansatz, um europäische Städte in nachhaltige, intelligente und ressourceneffiziente städtische Umgebungen umzuwandeln, indem der Energiebedarf reduziert und die Versorgung mit erneuerbaren Energien maximiert wird.

Weitere Informationen:

Projektwebsite SmartEnCity


veröffentlicht: 2020-08-25
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