„Digitale Zwillinge“: Die Bevölkerung mit einbeziehen

EU-finanzierte Forschende stellen ihren Aktionsplan für datengestützte, kollaborative Entscheidungsfindung in Städten vor.

Städte sehen sich heutzutage großen Herausforderungen gegenüber, wenn es um die sinnvolle Nutzung ihrer Daten geht. Schlechte Datenqualität, ungenaue, lückenhafte oder veraltete Daten sowie geringe statistische Fähigkeiten machen es schwierig, aussagekräftige Analysen von Daten zu erhalten. Dazu kommt noch ein Mangel an hochwertiger Computerleistung, vermehrtes Zurückgreifen auf klassische analytische Methoden sowie fehlende Ethik bezüglich Daten, und auf einmal wird klar, warum der Fortschritt in Richtung datengestützter, kollaborativer Entscheidungsfindung und Politikgestaltung erschwert ist.

„Trotz der Fortschritte bei der Erfassung und Verwaltung von Daten werden nur 12 % der Daten von Städten für die politische Entscheidungsfindung genutzt“, so die Autorinnen und Autoren eines Weißbuchs mit den Titel „Change the way you see the city“ („Ändern Sie Ihre Wahrnehmung von Städten“). Das Weißbuch wurde im Rahmen des EU-finanzierten Projekts DUET (Digital Urban European Twins for smarter decision making) veröffentlicht und beschreibt, was genau den Fortschritt behindert. Zudem stellt es den dreigleisigen Lösungsansatz des Projekts vor.Das erste beschriebene Ziel ist, Zugang zu der notwendigen Computerleistung zu ermöglichen. Hierfür wird das Projektteam ein neues gemeinsames Konzept für den Einsatz von Hochleistungscomputern in der politischen Entscheidungsfindung und der Stadtverwaltung fördern. Dies wird durch einen digitalen Zwilling erreicht, „eine stetig lernende digitale Kopie realer Vermögenswerte, Systeme und Vorgänge, aus der sich bestimmte Auswirkungen ablesen lassen.“

Durch die fortgeschrittenen technologischen Möglichkeiten ermöglicht der digitale Zwilling sichere politische Experimente in einer nachgestellten Stadtumgebung. Wie in dem Weißbuch angemerkt wird, „bietet er eine risikofreie Experimentierumgebung, sodass Interessengruppen sehen können, was sie mit ihren Vermögenswerten in der realen Welt tun müssen, um sowohl die wirkungsvollsten langfristigen politischen Ergebnisse zu erzielen als auch kurzfristige operative Entscheidungen zu zu treffen.“Das zweite vorgestellte Ziel ist, Daten einfacher verständlich darzustellen. Damit die Bevölkerung den für demokratische Entscheidungsfindung genutzten Daten vertrauen kann, müssen diese Daten in einem einfach verständlichen Format präsentiert werden. Das ist jedoch bei den meisten aktuellen Visualisierungsplattformen nicht der Fall. „DUET unterscheidet sich insofern, als es eine 3D-Benutzeroberfläche und auch ein 2D-Angebot für den digitalen Zwilling liefert“, wie in dem Weißbuch erläutert wird. Menschen in allen Lebenslagen werden einfach verständliche dynamische Datenauslesungen von vielen verschiedenen Quellen sehen, wenn Sie durch die Stadtviertel der virtuellen 3D-Stadt schlendern. „Nutzer können zum Beispiel die Luftqualität anhand von Farben, Verkehrsstau durch Linien, Unfallstellen als Symbole und vieles mehr sehen. Diese einfache, interessante Art, die Stadt durch verschiedene integrierte Datenquellen zu sehen, lässt die greifbaren, systemischen Auswirkungen von politischen Optionen lebendig werden, fördert so „‚Was-wäre-wenn‘-Experimente und lässt den kreativen und innovativen Fähigkeiten aller Teilnehmenden freie Bahn.“

Letztendlich sollen ethische Grundsätze für datengestützte Entscheidungen eingeführt werden. Da der digitale Zwilling es Nutzern ermöglicht, die Auswirkungen einer politischen Entscheidung nicht nur für ein oder zwei Viertel zu erkunden, sondern für eine gesamte Stadt, fördert er verantwortungsvolle Datennutzung. „Um die Auswirkungen von beispielsweise Entscheidungen zu Straßenverläufen auf Mobilität, Luftqualität und Gesundheit zu veranschaulichen, bietet der digitale Zwilling eine Version/Nachbildung der Stadt an, die als vertrauenswürdige Grundlage zur Erkundung der systemischen Auswirkung von Entscheidungen verwendet werden kann.“

Der digitale Zwilling von DUET wird an drei Standorten getestet: Athen, der Flämischen Region und Pilsen. Der Einsatz digitaler Zwillinge bringt uns näher an die Projektvision von „verantwortungsvollen Städten“, in denen die Bevölkerung an der Entscheidungsfindung beteiligt ist, wird auf der Projektwebsite beschrieben wird.

Weitere Informationen:

DUET-Projektwebsite


veröffentlicht: 2020-09-25
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