Ein EU-finanziertes Projekt hat einen Bericht veröffentlicht, in dem ein Marktplatz für automatisierten Energiehandel sowie die zu dessen Betrieb entwickelte Plattform beschrieben werden.
Neue Technologien führen zu strukturellen Veränderungen auf den Energiemärkten. Das herkömmliche Belieferungsmodell, bei dem Strom in einer Richtung von großen zentralisierten Kraftwerken über Stromnetze bis hin zu den Endverbraucherinnen und -verbrauchern fließt, wird zunehmend infrage gestellt. Aktuell bildet sich ein neues Vertriebsmodell heraus – einschließlich lokaler erneuerbarer Energiequellen, lokaler Energiespeicherung, intelligenter Netze sowie Möglichkeiten der Energieerzeugung am Punkt des Endverbrauchs –, das nach einem ganzheitlicheren und nachhaltigeren Ansatz verlangt.
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen erarbeitet das EU-finanzierte Projekt CityxChange (Positive City ExChange) spezielle Tools, um die Erzeugung erneuerbarer Energie und den Handel mit dieser Ressource in einer vernetzten Gemeinschaft im städtischen Raum zu unterstützen. Das Projektteam von CityxChange veröffentlichte jüngst einen Bericht, in dem ein Demonstrationstool für einen Energiemarkt rund um lokale dezentrale Plusenergiewohnblöcke vorgestellt wird. Bei diesem Verfahren erzeugt eine Gruppe von mindestens drei benachbarten Gebäuden mehr Primärenergie pro Jahr, als sie verbraucht. Der Bericht beinhaltet ein Konzept für einen lokalen Energiemarkt sowie eine Beschreibung „der Software-Handelsplattform, die für einen groß angelegten Einsatz auf dem lokalen Markt entwickelt wird.“ Die automatisierte Handelslösung für den lokalen Energiemarkt soll in Trondheim, der Leuchtturmstadt des Projekts in Norwegen, vorgeführt werden.
Wie in dem Bericht zu lesen ist, umfasst die Demonstration Handelsaktivitäten im Zusammenhang mit lokalen Energiequellen wie Photovoltaikanlagen, Ladegeräten von Elektrofahrzeugen, Batterien, Wärme und flexiblen Belastungen. Die Handelslösung, heißt es in dem Bericht weiter, „stützt sich auf eine vollständig digitalisierte Kette aus Datenflüssen und Verteilungsoperationen. Sie lässt eine große Bandbreite an Anlagen zu und ist skalier- sowie replizierbar.“ Zudem kann sie für die Verwaltung mehrerer lokaler Märkte konfiguriert werden. Darüber hinaus „lässt sich die sektorale Kopplung für den Energiehandel auf dem lokalen Markt demonstrieren, da die Energieanlagen selbst allesamt mit intelligenten Zählern ausgestattet sind und die Wärmeressourcen als flexible Ressourcen-/Produktoption auf dem lokalen Marktplatz vorgestellt werden.“Die neuartige Handelsplattform ist ein gemeinsames Unternehmen der Projektpartner Powel, IOTA und ABB. Auf dem von Powel entwickelten digitalen Marktplatz gehen Angebote von Marktteilnehmenden ein, die lokale Anlagen mithilfe von Algo Trader, einer Spezialsoftware von Powel, registriert haben. Die Daten werden von OPTIMAX®-Einheiten empfangen – dem ABB-Energiemanagementsystem vor Ort, das an jedem für den Markt relevanten Anlagenstandort installiert wurde. Die Integrität der Daten zu vollzogenen Handelsaktivitäten wird durch IOTA Tangle gewährleistet – ein System von Knotenpunkten, das zur Bestätigung von Transaktionen eingesetzt wird. Laut dem Bericht wurde „der Verifizierungsdienst … implementiert, um die Einbindung bestehender Infrastrukturen, darunter Eingabedaten sowie Funktionalitäten von Algo Trader und dem Marktplatz-Backend, zu vereinfachen und die Integrität der zwischen verschiedenen Systemen und Interessengruppen ausgetauschten Daten zu wahren. In einem Ökosystem aus unterschiedlichen Interessengruppen lassen sich so dank der mittels Distributed-Ledger-Technologien von IOTA Tangle gewährleisteten Unveränderlichkeit größeres Vertrauen und mehr Transparenz schaffen.“
Das Projekt CityxChange verfolgt die Vision eines lokalen Energiemarkts, bei dem Kauf- und Verkaufsangebote automatisch einander zugeordnet werden, sobald sie auf dem digitalen Marktplatz registriert wurden. Dieser Markt funktioniert nach der Reihenfolge des Eingangs („Windhundprinzip“) und gründet sich im Wesentlichen auf die Absicht, für alle Teilnehmenden offen zu sein, und zwar unabhängig von Größe, Art oder Eigentümerschaft der Anlage. Die aktuelle Arbeit unterstützt das Ziel des Projekts, zu zeigen, wie mithilfe digitaler Technologien klimafreundlichere Städte entstehen können.
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