Ist die Zukunft der Flugzeuge wiederverwendbar, wiederverwertbar und wiedergewinnbar?

Eine Partnerveranstaltung der Grünen Woche der EU rückt auf Kreislaufwirtschaft basierende Lösungen für eine nachhaltigere Luftfahrtbranche in den Mittelpunkt.

Das EU-finanzierte Projekt SUSTAINair veranstaltete kürzlich eine Partnerveranstaltung der Grünen Woche der EU des Jahres 2021, um nachhaltige Lösungen zu präsentieren, die dazu beitragen können, die Umweltauswirkungen der Luftfahrtbranche zu reduzieren. Unter dem Titel „Circular Aviation for Green Growth“ zielte die virtuelle Veranstaltung darauf ab, das Bewusstsein der Interessengruppen hinsichtlich der Vorteile der Umsetzung von Prinzipien der Kreislaufwirtschaft in der Luftfahrt zu schärfen.

Den ersten Teil der Veranstaltung bildete eine Diskussionsrunde, bei der es um Trends der Kreislaufwirtschaft in der Luftfahrt ging. Als Moderator eröffnete SUSTAINair-Projektkoordinator Jürgen Roither vom Austrian Institute of Technology die Veranstaltung.

Fünf Panelmitglieder, die Interessengruppen aus der gesamten Lieferkette der Luftfahrt vertraten, nahmen an der Diskussion teil. Als Expertin für Kreislaufwirtschaft in der Luftfahrt stellte Ligeia Paletti vom SUSTAINair-Projektpartner Staatliches Raumfahrtzentrum der Niederlande den Verband Europäischer Forschungseinrichtungen in der Luftfahrt sowie deren Vorzeigeprogramm Future Sky vor. Paletti erläuterte, dass das Ziel der Initiative Future Sky darin besteht, bis zum Jahr 2050 den ersten Flug in einer vollständig auf Kreislaufwirtschaft basierenden Form möglich zu machen, und zwar durch die Entwicklung und Herstellung von Flugzeugen, die wiederverwendbar, wiederverwertbar und wiedergewinnbar sind.

Die zweite Teilnehmerin der Diskussionsrunde, Irene Fernandez Villegas von der Gesellschaft zur Förderung der Material- und Verfahrenstechnik (SAMPE), erläuterte die von diesem professionellen Netzwerk beobachteten Trends in der Luftfahrt. Dazu gehörten ein steigendes Interesse an Kreislaufwirtschaft auf mehreren Ebenen in der SAMPE-Gemeinschaft sowie ein starkes Interesse an thermoplastischen Verbundwerkstoffen und Kurzfaserverfahren. Weitere Trends beinhalten das Interesse an Lebenszyklusbewertungen als Designinstrument, Biofasern sowie reversible Vernetzungen.Fernandez Villegas erklärte, dass solche Lösungen am Ende des Lebenszyklus des A350 und der Boeing 757 sehr gefragt sein würden. Darüber hinaus würde hiervon auch die Branche für Windkraftanlagen profitieren, bei der 10 % der nicht recycelbaren Materialien aus Verbundwerkstoffen bestehen. Die Diskussionsteilnehmerin brachte auch das derzeitige Fehlen sowie die Notwendigkeit von europäischen Vorschriften für die Außerbetriebnahme von Flugzeugen zur Sprache.

Anschließend sprach Isabell Gradert, Leiterin des Bereichs Material Fast Track bei Airbus. „Airbus hat Materialien als eine Fast-Track-Technologie identifiziert“, erklärte Gradert und nannte diese als eine Möglichkeit, zukünftige Herausforderungen sowohl innerhalb von Airbus als auch in der gesamten Branche zu bewältigen. Sie sprach außerdem über das Ziel des Unternehmens, bis 2035 das erste emissionsfreie Flugzeug zu entwickeln, „um sicherzustellen, dass auch kommende Generationen das Fliegen so genießen können, wie wir es heute tun.“ In Bezug auf die Materialien wurden drei Aspekte der Kreislaufwirtschaft vorgestellt: Zufluss (mit dem Ziel, Materialien mit einem höheren Anteil an wiederverwertbarem oder biobasiertem Material einzusetzen), Wiederverwendung (beispielsweise die Verwendung von Abfällen aus der Herstellung von Verbundwerkstoffen als Innenraummaterial für Kabinenauskleidungen) und Abfluss (beispielsweise die Herstellung von Möbeln aus Materialteilen und Fahrrädern aus Abfällen von Kohlenstoff-Verbundstoffen).

Gradert sprach zudem von der Notwendigkeit von Datentransparenz und Rückverfolgbarkeit, eine Ansicht, die von der vierten Podiumsteilnehmerin Sonell Shroff vom Gemeinsamen Unternehmen Clean Sky geteilt wurde. Shroff beschrieb das Ziel der Clean-Sky-Initiative als die Schaffung einer gemeinsamen luftfahrtspezifischen Datenbank, die komplexe Lebenszyklusbewertungen ermöglichen wird.

Abschließend erläuterte der Leiter der Geschäftsentwicklung Vytautas Reisas von der litauischen Firma Jet Maintenance Solutions die Herausforderungen, denen sich die Wartungs-, Reparatur- und Betriebsindustrie gegenübersieht. Reisas forderte darüber hinaus eine bessere Zusammenarbeit zwischen der Forschung sowie den Fachleuten aus der Wartungs-, Reparatur- und Betriebsindustrie, um die notwendigen Kenntnisse für die Nutzung neuer Technologien und die Einbindung prognostischer Systeme bereitzustellen. Im Anschluss an die Diskussionsrunde wurden die wichtigsten Technologien vorgestellt, die derzeit im Rahmen von EU-finanzierten Projekten wie SUSTAINair (SUSTAINability increase of lightweight, multifunctional and intelligent airframe and engine parts) erforscht werden.

Weitere Informationen:

SUSTAINair-Projektwebsite


veröffentlicht: 2021-07-27
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