Forschung an Fischen und Pflanzen für die zukünftige Ernährungssicherheit

Forschende züchten im Rahmen eines aquaponischen Versuchs unter einem EU-finanzierten Projekt erstmals gemeinsam Queller und Meeräschen, um das Wachstum von Meeräschen in Meereskäfigen zu studieren.

Das Gebiet der Aquaponik wurde vor Kurzem durch eine neue Kombination aus Pflanze und Fisch erweitert. Zum ersten Mal wurde eine Salinität tolerierende Pflanze mit der gängigen Bezeichnung Queller oder Meeresspargel zusammen mit der Großkopfmeeräsche (Mugil cephalus), einer wichtigen Fischart in weltweiten Küstengewässern, gezüchtet. Der Versuch wurde im Rahmen des EU-finanzierten Projekts NewTechAqua am Zentrum des wissenschaftlichen und technischen Instituts für Agrar- und Lebensmittel (IRTA) in Sant Carles de la Ràpita, Spanien, durchgeführt.

Das System wurde zunächst mit Salat anstelle von Salicornia getestet, der auch als Queller bezeichnet wird. „Im Januar 2021, in weniger als drei Monaten, ernteten wir 90 kg Salat. Nachdem wir den reibungslosen Betrieb des Systems sichergestellt hatten, züchteten wir in der zweiten Phase bereits Salicornia, von dem wir 250 kg auf 18 m2 ernteten“, beobachtete Dr. Enric Gisbert, Leiter des IRTA-Aquakulturprogramms, in einem Artikel, der auf „FreshPlaza“ veröffentlicht wurde. „Dies beweist, dass Meeräschen eine gute Wahl für Fische in einem effizienten aquaponischen Modell sind.“

Salicornia ist eine fleischige Pflanze, die üblicherweise entlang von Feucht-, Sumpf-, Küsten- und Schlammgebieten wächst, und weit über die nördliche Hemisphäre verbreitet ist. Ihr hoher Nährstoffwert macht sie zu einem aussichtsreichen Kandidaten bei Maßnahmen zur Bekämpfung der Ernährungsunsicherheit. Dank ihres salzigen Geschmacks gilt sie derzeit als angesagte Beilage in europäischen Gourmetrestaurants. In manchen Regionen wie beispielsweise dem Ebrodelta in Spanien gilt die Pflanze jedoch als geschützte Art, sodass ihre Ernte verboten ist.

Die Aquaponik ist eine Lösung für dieses Problem. „Die Aquaponik mit kontrollierten Bedingungen für die Bewirtschaftung und Ernährungssicherheit könnte eine Alternative für die weitere Verwendung dieser Pflanze in der kulinarischen Welt sein und gleichzeitig zum Umweltschutz beitragen“, erklärte Dr. Gisbert.Eine weitere Forschungsmaßnahme, die durch das NewTechAqua-Projekt unterstützt wurde, war auf den Prozess der geschlechtlichen Differenzierung und auf das resultierende Geschlechterverhältnis der Großen Bernsteinmakrele (Seriola dumerili) bei der Züchtung in Brutanlagen ausgerichtet. Die Studie unter der Leitung des am Projekt beteiligten Griechischen Zentrums für Meeresforschung ergab, dass das Wachstum der Großen Bernsteinmakrele unter Aquakulturbedingungen bei beiden Geschlechtern ähnlich ist, und dass weibliche Exemplare bei allen genommenen Proben die gleiche Größe wie männliche Exemplare hatten. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Fish Physiology and Biochemistry“ veröffentlicht.

Wenn Fische in Gefangenschaft gezüchtet werden, müssen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den Prozess der geschlechtlichen Differenzierung und das resultierende Geschlechterverhältnis der unter diesen Bedingungen gezüchteten Fische kennen, um sicherzustellen, dass es keine Abweichung von dem natürlichen Geschlechterverhältnis in der Wildnis gibt. Da es keinen Größenunterschied zwischen beiden Geschlechtern gab und das Geschlechterverhältnis bei 1:1 lag, scheint sich die Aufzucht in Gefangenschaft nicht auf die geschlechtliche Differenzierung auszuwirken.

Im Zuge der Studie von NewTechAqua (New Technologies, Tools and Strategies for a Sustainable, Resilient and Innovative European Aquaculture) wurde festgestellt, dass das Wachstum der Großen Bernsteinmakrele eng mit der Temperatur verbunden ist: hoch bis Oktober, stabil während des Winters und Frühlings und wieder hoch mit den steigenden Temperaturen in den Sommermonaten. Dieses Verhalten ähnelte den Wachstumsraten von wild lebenden Großen Bernsteinmakrelen, die im Rahmen einer Studie im September gefangen und anschließend in Meereskäfigen gezüchtet wurden. Das Ziel von NewTechAqua ist die Erweiterung und Diversifizierung der europäischen Aquakulturproduktion im Bereich Flossenfische, Weichtiere und Mikroalgen.

Weitere Informationen:

NewTechAqua-Projektwebsite


veröffentlicht: 2021-11-08
Kommentare
Privacy Policy