Mit verbesserten integrierten Bewertungsmodellen auf dem Weg zur Klimaneutralität

In integrierten Bewertungsmodellen werden zentrale Aspekte von Energie, Wirtschaft, Landnutzung, Wasser und Klima zu einem einheitlichen Modellierungsframework kombiniert. Das EU-finanzierte Projekt NAVIGATE arbeitet in zwei Kernbereichen an einer besseren Leistungsfähigkeit integrierter Bewertungsmodelle, um Ausgestaltung und Evaluierung einer wirksamen Klimapolitik zu fördern.

Koordiniert vom deutschen Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung bringt das Projekt NAVIGATE (Next generation of AdVanced InteGrated Assessment modelling to support climaTE policy making) führende Institutionen aus dem Bereich der integrierten Bewertungsmodellierung sowie Spezialistinnen und Spezialisten von 15 Partnern aus Europa, aber auch aus Institutionen in Brasilien und China, zusammen.

Das auf vier Jahre angelegte Projekt ist in sieben eigenständige Arbeitspakete unterteilt. 2019 begannen die Arbeiten mit einer kritischen Analyse bestehender integrierter Bewertungsmodelle (IAM) im Abgleich mit aktueller wissenschaftlicher Literatur und den Unsicherheitsfaktoren der echten Welt. Dabei wurden entsprechende Defizite in Wissensstand und Methodik identifiziert.

Derzeit werden in zwei wichtigen Bereichen große Fortschritte erzielt, die die bisherigen Modelle ergänzen sollen. Zum einen will NAVIGATE die Repräsentation von transformativem strukturellen und technologischen Wandel in der Wirtschaft insgesamt sowie in einzelnen Sektoren verbessern, wie beispielsweise der Industrie (u. a. Elektrifizierung, Kohlenstoffabscheidung und -speicherung bzw. -nutzung) oder Landnutzung (u. a. tiefgreifende Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels in der Landwirtschaft und bei der naturbasierten Entnahme von Kohlendioxid). Auch wie sich Veränderungen im Lebensstil und im Konsumverhalten auswirken, wird das Projekt berücksichtigen.

Zum anderen wird NAVIGATE geografisch und demografisch aufschlüsseln, wie sich die Folgen klimapolitischer Maßnahmen, Einflüsse des Klimawandels und die positiven Effekte der Anpassungs- und Reduzierungsmaßnahmen (hinsichtlich vermiedener Schäden und der Bekämpfung der Ungleichheit) verteilen.

Neben diesen Kernaufgaben arbeitet das Team an zusätzlichen Erweiterungen, wie beispielsweise Methodologien, mit denen sich die Robustheit von Ergebnissen aus den integrierten Modellen besser bewerten lassen. Durch maximale Benutzungsfreundlichkeit, Transparenz und Legitimität dieser leistungsstarken Frameworks will das Projekt dafür sorgen, dass die integrierten Bewertungsmodelle von noch mehr politisch Verantwortlichen als Entscheidungshilfe genutzt werden.

NAVIGATE liefert neue Erkenntnisse darüber, wie sich langfristige Klimaziele in kurzfristige politische Maßnahmen übersetzen lassen und wie Länder und Sektoren am besten zusammenarbeiten sollten, um das Übereinkommen von Paris umzusetzen.

Bereits jetzt hat das Projekt einen großen Beitrag zur EU-Klimapolitik geleistet, sei es durch eine Folgenanalyse von COVID-19, Beiträge zum Research Dialogue 2020 des Nebenorgans für wissenschaftliche und technologische Beratung des UNFCCC (Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen), Analysen zu Möglichkeiten, wie sich bis zum Jahr 2050 Klimaneutralität erreichen lässt, oder Modellierungsansätze für den Sechsten Sachstandsbericht des Weltklimarats (IPCC).

Im Rahmen eines Workshops mit Interessengruppen, der sich 2020 mit der Robustheit und Legitimität von Klimamodellen befasste, konnten Legitimität und Transparenz integrierter Bewertungsmodelle verbessert werden. Zudem wurden zahlreiche Aufsätze veröffentlicht, die die grundlegenden Eigenschaften von globalen Migrationspfaden besser nachvollziehbar beschreiben.

Dank des Projekts liegen nun neue Erkenntnisse vor, die in internationale klimapolitische Prozesse, wie den Global Stocktake 2023 im Rahmen des UNFCCC, einfließen.


veröffentlicht: 2021-11-20
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