Ein von der EU unterstütztes Projekt bietet Informationsblätter zum Zustand der Naturkapitalbilanzierung in 10 europäischen Ländern.
Bei der Naturkapitalbilanzierung werden die gesamten Bestände und Ströme der natürlichen Ressourcen und Dienstleistungen eines Ökosystems für die Gesellschaft berechnet. Sie ist eine wirksame Möglichkeit, die Öffentlichkeit und den privaten Sektor über natürliche Ressourcen zu informieren.
Aktuell sind die Kapazitäten und die Umsetzung von Initiativen zur Naturkapitalbilanzierung in den 27 EU-Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich. Einige haben noch gar nicht angefangen, während andere bereits mit ihren Statistikbehörden vollständig ausgereifte Naturkapitalbilanzierungen eingerichtet haben.Die Entwicklung vernünftiger Naturkapitalbilanzierungen erlebt einen bedeutenden Aufschwung. In der EU-Biodiversitätsstrategie für 2030 werden alle Mitgliedstaaten aufgefordert, ihr Wissen über Ökosysteme und ihre Dienstleistungen auszuweiten. Dazu gehören die Kartierung und Einschätzung von Ökosystemen und ihren Dienstleistungen, die Bewertung des wirtschaftlichen Werts dieser Dienstleistungen sowie die Förderung der Integration dieser Werte in die Bilanz- und Berichterstattungssysteme der EU und der einzelnen Länder.
Um die Entwicklung von Naturkapitalbilanzierungen in Europa zu unterstützen, hat das EU-finanzierte Projekt MAIA Informationsblätter ausgearbeitet, die den aktuellen Zustand der Naturkapitalbilanzierungen in 10 europäischen Ländern darstellen. Diese Dokumente fassen die Situation zu Naturkapitalbilanzierungen in Belgien, Bulgarien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, den Niederlanden, Norwegen, Spanien und der Tschechischen Republik zusammen. In den Berichten ist Folgendes enthalten: der Bedarf der Politik, Gesellschaft, Wissenschaft und Geschäftswelt an Naturkapitalbilanzierungen, ein Überblick über die laufende und bereits veröffentlichte Forschung des Landes einschließlich der Wissenslücken sowie die Kontaktangaben und eine Beschreibung der nationalen Partner und Interessengruppen, die an der Bilanzierung beteiligt sind. MAIA-Verbindungspersonen in den teilnehmenden Ländern prüfen die Inhalte, verfassen diese mit und aktualisieren sie.
„Dank MAIA können wir Initiativen zur Umsetzung der Ökosystembilanzierung auf nationaler Ebene durchführen“, kommentiert der außerordentliche Professor Fernando Santos Martin vom Projektpartner Universität Rey Juan Carlos, der auch der nationale Koordinator für Spanien ist, in einer Pressemitteilung auf der Website „EurekAlert!“. „Außerdem können wir zwischen den unterschiedlichen am Projekt beteiligten Gruppen Erfahrungen austauschen.“
Die Informationsblätter bieten einen zugänglichen Überblick und Anfangspunkt für Zusammenarbeit. Nutzende, die nicht Teil des MAIA-Konsortiums sind, können Informationen zum Zustand ihrer Naturkapitalbilanzierungen einreichen. Darüber hinaus stehen ein Kontaktformular und ein Bereich mit häufig gestellten Fragen für interessierte Parteien zur Verfügung, die weitere Fragen haben oder an fruchtbaren Diskussionen mit den Sachverständigen von MAIA teilnehmen möchten.
Die Informationsmaterialien werden noch vor Projektende erneut aktualisiert, um die Auswirkungen von MAIA in den 10 Ländern darzustellen. Nicht zuletzt vergleichen die Informationsblätter die politischen Prioritäten auf nationaler und europäischer Ebene.Bisher gab es keinen gemeinsamen Rahmen zur Bewertung von Ökosystembilanzierungen. Die Forschenden verwenden das System der umweltwirtschaftlichen Bilanzierung – Ökosystembilanzierung (SEEA EA) der Vereinten Nationen als methodologische Basis für die Naturkapitalbilanzierungen. Das SEEA EA ist ein integrierter und umfassender statistischer Rahmen für die Organisation von Daten zu Lebensräumen und Landschaften, die Bewertung von Ökosystemdienstleistungen, die Aufzeichnung von Veränderungen der Ökosystemwerte und die Verbindung all dieser Informationen mit wirtschaftlichen und anderen menschlichen Aktivitäten.
Das Hauptziel von MAIA (Mapping and Assessment for Integrated ecosystem Accounting) ist es, die Naturkapitalbilanzierung in neun EU-Mitgliedstaaten und Norwegen aneinander anzupassen. Außerdem werden politische Prioritäten für die Bilanzierung eingeschätzt, innovative Verfahren für die Naturkapitalbilanzierung in Europa bewertet und verschiedene Kommunikationsaktivitäten unterstützt. Das Projekt endet im Oktober 2022.
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