Neue Daten zur Verbreitung und zur Ausdehnung der Tangwälder in den nordischen Regionen bieten einen Anhaltspunkt für die Bewertung großräumiger Veränderungen in der Zukunft.
Es gibt so einige Dinge, die wir alle über Wälder von Seetang wissen oder erahnen können. Sie bieten zahlreichen Fischen und anderen Meereslebewesen Nahrung und Schutz. Darüber hinaus stellen sie eine potenzielle Lebensmittelquelle für die wachsende Weltbevölkerung dar. Aber sie könnten auch dazu beitragen, den Klimawandel einzudämmen.
Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Tangwälder wesentlich zur Kohlenstoffbindung beitragen könnten, also zu dem Prozess, bei dem atmosphärisches Kohlendioxid gebunden und gespeichert wird. Zwar weiß die Wissenschaft noch wenig über das Ausmaß, in dem Makroalgen wie Seetang Kohlenstoff binden, doch wenn wir die Seetangwälder in unseren Meeren erhalten und wiederherstellen, könnten sie eine weitere Waffe im Kampf gegen den Klimawandel sein. Doch bevor wir an diesen Punkt gelangen – und bevor wir die politisch Verantwortlichen von deren Bedeutung überzeugen können – benötigen wir Daten über ihre räumliche Ausbreitung und die von ihnen eingenommene Fläche.
Ein im Rahmen des EU-finanzierten Projekts FACE-IT unterstütztes Forschungsteam hat nun die erste umfassende Studie zur Verbreitung von Tangwäldern in den nordischen Ländern vorgelegt, die Dänemark, die Färöer-Inseln, Finnland, Grönland, Island, Norwegen und Schweden umfasst. Es wurden quantitative Daten über die in der nordischen Region vorherrschenden Seetang-Gattungen Laminaria und Saccharina zusammengestellt, womit Tangwälder (mit dichter oder mäßig dichter Bedeckung) von Gebieten zu unterscheiden sind, in denen nur einzelne oder wenige Pflanzen vorkommen. Die Ergebnisse der Studie bilden eine Grundlage für die Bewertung großflächiger Veränderungen im Hinblick auf die Verbreitung dieser Wälder in Nordeuropa.
Zur Analyse und Vorhersage des Vorkommens von Tangwäldern in der Region auf der Grundlage zahlreicher potenziell interagierender Umweltvariablen verwendete das Team gewichtete Regressionsbäume, „eine Methode, bei der die Möglichkeiten des maschinellen Lernens und statistischer Regressionsverfahren kombiniert werden“, heißt es in der Studie. Für Laminaria und Saccharina wurden unterschiedliche Modelle verwendet.
Die Modelle erfassten die ökologischen Affinitäten von Seetang und sagten das Vorhandensein von Seetangwäldern trotz des großen Umfangs der Analysen sehr genau voraus. Allgemein sind dichte Tangwälder an den felsigen Küsten aller nordischen Länder zu finden, mit Ausnahme der brackigen Ostsee. Die größten dichten Tangwälder gibt es in Grönland, Island und Norwegen.Nach dem Modell der gewichteten Regressionsbäume gibt es Laminaria-Wälder „entlang der norwegischen Küste einschließlich Svalbard ... an den Westküsten Schwedens und Dänemarks, rund um die Färöer-Inseln und die Südküste Islands sowie an einigen verstreuten Stellen entlang der Küste Grönlands“. In Bezug auf Saccharina prognostiziert das Modell Wälder „entlang der norwegischen Küste nördlich der Lofoten und auf Svalbard ... um West-, Süd- und Ostgrönland und an vereinzelten Stellen der übrigen nordischen Länder.“
Darüber hinaus werden große Flächen von Laminaria-Wäldern hauptsächlich für Island und Norwegen veranschlagt, während der Bestand an Saccharina-Wäldern in Grönland und Norwegen am größten sein dürfte.Unter Berücksichtigung der Umweltvariablen deuten die Ergebnisse darauf hin, „dass Laminaria-Wälder mit einer geringen Meereisbedeckung, einer Bodentiefe von weniger als 30 m und einem hohen Wellenhub verbunden sind“, so die Studie. Für Saccharina zeigten „die Ergebnisse wiederum, dass Wälder in Gebieten mit einer Tiefe von weniger als 30 m zu finden sind. Außerdem reagierten Saccharina-Wälder im Gegensatz zu Laminaria negativ auf den Wellenhub.“
Ziel von FACE-IT (The future of Arctic coastal ecosystems – Identifying transitions in fjord systems and adjacent coastal areas) ist es, eine adaptive gemeinsame Verwaltung sozioökologischer Fjordsysteme in der Arktis zu ermöglichen. Das Projekt endet 2024.
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