Ein nach der Begründerin der modernen Krankenpflege benanntes EU-Projekt entwickelt ein neues Instrumentarium, das Ersthelfende bei der Rettung unterstützen soll.
Schwere Notfälle wie Terroranschläge und Naturkatastrophen nehmen ein immer komplexeres und umfassenderes Ausmaß an. Rettungsdienste sind dadurch in ihrer Möglichkeit eingeschränkt, die überwältigenden Opferzahlen zu versorgen. Während sie versuchen, Menschenleben zu retten, und Verletzte versorgen, müssen Rettungsdienste, Feuerwehr, Polizei und Such- und Rettungsteams oft komplizierte und überholte Verfahren und Technologien nutzen, die ihre Maßnahmen behindern.
Um die Bewältigung solcher Notfälle zu gewährleisten, benötigt Europa deshalb Zugriff auf innovative Technologie und modernste Katastrophenschutzsysteme. Das EU-finanzierte Projekt NIGHTINGALE, das 2021 gestartet wurde, entwickelt Instrumente und Dienste, welche die gegenwärtigen Verfahren optimieren und die Einsatzfähigkeit von Ersthelfenden bei einem Massenanfall von Verletzten steigern werden.
In seinem zweiten Jahr hielt das Projekt NIGHTINGALE nun in Berlin seine zweite Diskussionsrunde und Plenarsitzung ab. Sie wurde von den Projektpartnern – der Europäischen Gesellschaft für Trauma- und Akutchirurgie, Österreich, und ASTRIAL, Deutschland – veranstaltet. Die Sitzungen fanden vom 25. bis zum 27. Oktober 2022 beim Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie, DKOU 2022, statt. Wie es in einer Pressemitteilung auf der Projektwebsite heißt, kamen die NIGHTINGALE-Partner, der Beirat und externe Fachleute zusammen, um über „die technologische Entwicklung [zu sprechen], sich über Aktualisierungen zum Stand des Projekts auszutauschen und die nächsten Schritte angesichts der bevorstehenden Test- und Validierungsaktivitäten zu besprechen“.Worin genau besteht die Technologie von NIGHTINGALE? Das Projekt entwickelt ein neues integriertes Instrumentarium für den medizinischen Notfalleinsatz in Katastrophenfällen. Es wird die Effizienz im Umgang mit den Opfern erhöhen und zugleich die Aufmerksamkeit, Zusammenarbeit und Koordinierung der Einsatzkräfte verbessern.
Es werden verschiedene Instrumente und Dienste entwickelt. Vorrichtungen und mobile Anwendungen für die Triage und die Überwachung der Vitalzeichen werden die Bestimmung von Opfern erleichtern und den Triagezustand der Behandelten anzeigen. Intelligente Systeme werden durch die rasche Bereitstellung von Informationen über Notfallszenen das Situationsbewusstsein und die Einsatzfähigkeit der Notfallteams verbessern. Interoperabilitätsdienste und Datenfusionsdienste werden frühzeitige Warnmeldungen bereitstellen und es ermöglichen, vorläufige Empfehlungen an die Opfer und die breite Öffentlichkeit zu kommunizieren. Integrierte Systeme, die ein gemeinsames Lagebild bereitstellen, werden darüber hinaus die Zusammenarbeit und Abstimmung zwischen den verschiedenen Notfallorganisationen begünstigen.
„Wir erstellen im Prinzip eine Reihe von innovativen technologischen Instrumenten für die medizinische Notfallhilfe, die moderne präklinische lebensrettende Maßnahmen und die Triage auf den neuesten Stand bringen“, sagt Dr. Dimitra Dionysiou vom NIGHTINGALE-Projektkoordinator, dem Institut für Kommunikation und Computersysteme (ICCS) in Griechenland, in der Pressemitteilung. „Das NIGHTINGALE-Instrumentarium wird Ersthelfenden erschwingliche und individualisierte Instrumente und Dienste als Einsatzmittel für die Notfallhilfe bereitstellen.“
Die derzeit entwickelten Technologien von NIGHTINGALE (Novel InteGrated toolkit for enhanced pre-Hospital life support and Triage IN challenGing And Large Emergencies) werden von einem breiten Spektrum an medizinischen und nicht medizinischen Einsatzkräften umfassend getestet, bewertet und validiert. Die Endnutzenden werden sich außerdem in eingehenden Schulungen mit den Komponenten und Möglichkeiten des Instrumentariums vertraut machen. Das Projekt endet im September 2024.
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