Eine neue Studie unterstreicht die Chancen, Herausforderungen und politischen Möglichkeiten im Zusammenhang mit den Ökosystemdienstleistungen, die von europäischen Wäldern erbracht werden.
Ohne Wälder wäre das Leben in seiner uns bekannten Form nicht möglich. Europas Wälder und andere bewaldete Landflächen erbringen eine Vielzahl an unschätzbar wertvollen Ökosystemdienstleistungen. Sie liefern uns das Holz, das wir als Baumaterial und Energieträger benötigen, und Beeren, Pilze, Ahornsirup und Ginseng für unseren Genuss, um nur einige Beispiele zu nennen. Für Naturliebende bieten sie außerdem Möglichkeiten zum Campen, Wandern, für Ausflüge sowie viele weitere Freizeitaktivitäten. Nicht zuletzt spielen sie auch eine entscheidende Rolle dabei, Bodenerosionen zu verhindern, Wasserströme zu regulieren und – vor allen Dingen – den Klimawandel einzudämmen.
Entscheidungstragende in der europäischen Forstpolitik stehen heute vor der Aufgabe, die verschiedenen gesellschaftlichen und politischen Anforderungen an Waldökosystemdienstleistungen auf die Bereitstellung dieser Dienstleistungen auszurichten. Eine neue Studie, die in der Fachzeitschrift „Forest Policy and Economics“ erschien, liefert wertvolle Erkenntnisse über die Erbringung von Waldökosystemdienstleistungen in Europa, um die politische Gestaltung im Hinblick auf diese Aufgabe zu unterstützen. Sie basiert auf Forschungsarbeiten, die von den EU-finanzierten Projekten SINCERE, ForestValue und CLEARING HOUSE unterstützt wurden, und benennt sechs wesentliche Herausforderungen sowie drei Chancen, die sich im Zusammenhang mit der Erbringung von Waldökosystemdienstleistungen ergeben. Außerdem skizziert die Studie vier Strategien, um die künftige Forstpolitik der EU auf das Angebot und die Nachfrage von Ökosystemdienstleistungen abzustimmen.Herausforderungen im Hinblick auf das Angebot mehrerer Ökosystemdienstleistungen in Europa sind laut der Studie unter anderem die unzureichende Abstimmung von Angebot und Nachfrage der Ökosystemdienstleistungen sowie eine mangelnde politische Integration von bzw. politische Unterstützung für Innovationen im Bereich von Ökosystemdienstleistungen, die sich nicht auf Holz und Holzprodukte beziehen. Zudem bestehen weitere Schwachstellen wie etwa uneindeutige und teils widersprüchliche Rechtsrahmen. Auch fehlt es an präzisen Informationen zu Angebot und Nachfrage von Ökosystemdienstleistungen sowie an den nötigen Innovationen, um beides aufeinander abzustimmen. Dazu kommt außerdem der zunehmende Druck zur Anpassung an den Klimawandel. Die erheblichen Unterschiede bei den Waldsituationen in Europa schränken überdies die Möglichkeiten für einheitliche politische Lösungen ein.
Zugleich unterstrich die Studie aber auch drei Chancen im Hinblick auf die Bereitstellung mehrerer Waldökosystemdienstleistungen. Erstens könnte sich durch die immer unterschiedlicheren Zielsetzungen der Waldbesitzenden eine Möglichkeit bieten, die pluralistischen Anforderungen der Gesellschaft gerecht zu werden. Zweitens könnte die steigende gesellschaftliche Nachfrage nach einem breiten Spektrum von Waldökosystemdienstleistungen in Verbindung mit einer Diversifizierung von Forstunternehmen Innovationen bei der Bereitstellung von Waldökosystemdienstleistungen auf den Weg bringen, die für den Klimaschutz, die biologische Vielfalt und Freizeitaktivitäten von Tragweite wären. Drittens könnten Wälder erheblich zum Klimaschutz beitragen.Die Studie stellte vier unterschiedliche, einander jedoch ergänzende Strategien für die EU-Politik vor, um den aufgezeigten Herausforderungen und Chancen zu begegnen. Die erste Strategie verfolgt eine verbesserte Überwachung von Angebot und Nachfrage der Ökosystemdienstleistungen, die als Grundlage für die politische Gestaltung und künftige Innovationen dienen soll. Als zweites wird die politische Integration angestrebt: konkret soll ein einheitlicher politischer Rahmen geschaffen werden, der die forstlichen Ziele und politischen Instrumente der EU kohärent aneinander ausrichtet. Drittens geht es um die Ökonomie der Bereitstellung von Waldökosystemdienstleistungen durch ein europäisches System von Zahlungen für Ökosystemdienstleistungen (Payments for Ecosystem Services, PES), das freiwillige Transaktionen zwischen den Nutzenden und den Anbietern von Ökosystemdienstleistungen vorsieht. „PES gelten als Anreizinstrument für die Bereitstellung von Ökosystemdienstleistungen, das greift, wenn andere politische Instrumente wie die Regulierung möglicherweise nicht anwendbar oder nicht angemessen sind […], und dienen insbesondere dazu, Konflikte zwischen den Interessengruppen in Ausgleich zu bringen“, erklären die Verfassenden in ihrer Studie. Die vierte Strategie konzentriert sich auf eine „basisorientierte Teilnahme, Dialog und Netzwerkarbeit, um die Bereitstellung von Ökosystemdienstleistungen an die lokalen Gegebenheiten anzupassen und innovative Kenntnisse und Ideen zu verbreiten.“
SINCERE (Spurring INnovations for Forest ECosystem SERvices in Europe) endete 2022. ForestValue (ForestValue – Innovating forest-based bioeconomy) und CLEARING HOUSE (CLEARING HOUSE – Collaborative Learning in Research, Information-sharing and Governance on How Urban tree-based solutions support Sino-European urban futures) enden 2023.
Weitere Informationen: