WISSENSCHAFT IM TREND: Bürgerinnen und Bürger im All: Willkommen in einer neuen Ära der Raumfahrt!

Das erste privat finanzierte, zivile Team in der Umlaufbahn der Erde war ein bedeutender Meilenstein in der Geschichte der mit Menschen besetzten Raumfahrt.

Im vergangenen Juli schaute die ganze Welt gebannt zu, als zwei unglaublich reiche Menschen, Richard Branson und Jeff Bezos, in Raketen gen Weltall schossen, die von ihren Unternehmensimperien erbaut worden waren.

Ihre Reisen waren kurz, nur einige Minuten lang, und sie schafften es nicht einmal bis in die Umlaufbahn. Aber es war dennoch ein großes Spektakel! Zur Feier des Tages ließ Branson nach seiner Rückkehr sogar die Korken knallen. Wenn schon, denn schon.

Die sorgsam inszenierte Botschaft sollte wohl sein: „Hey, wenn wir das können, dann könnt ihr das auch.“ Nun ja, nicht ganz. Für die durchschnittliche Privatperson liegt ein Ticket für die kommerzielle Raumfahrt knapp außerhalb ihrer Preisklasse.Dennoch haben diese beiden vom Weltraum besessenen Rivalen diese lukrative Branche im Visier. Sie kämpfen um die Vorherrschaft auf dem Markt. Ganz zu schweigen von ihrem Fantastillionär-Kollegen Elon Musk. Er stach seine beiden Konkurrenten sogar mit einer mehrtägigen Reise aus, die die erste rein zivile Mission in die Umlaufbahn wurde.

Am 18. September wasserten vier Amateur-Raumfahrende oder eher Touristinnen und Touristen im Weltall vor der Küste Floridas. Sie kehrten damit nach drei Tagen zur Erde zurück. Bei ihrer Expedition handelte es sich um den ersten Aufenthalt in der Erdumlaufbahn, bei der keine professionellen Raumfahrenden an Bord waren.

Die Mission namens Inspiration4 wurde vom 38-jährigen Milliardär Jared Isaacman, dem Geschäftsführer der E-Commerce-Firma Shift4 Payments Inc, angeführt. Anscheinend hatte er Musk geschmeidige 170 Mio. EUR für die vier Plätze gezahlt. Das Ziel war, festzustellen, wie sich ein Aufenthalt im Weltall auf Menschen ohne entsprechende professionelle Ausbildung auswirken würde.

„Das war eine heftige Reise für uns“, schrieb „Kommandant“ Isaacman nach der erfolgreichen Wasserlandung auf Twitter, „und das war erst der Anfang.“

Der vermeintliche Kapitän hatte sich persönlich drei andere amerikanische Passagierinnen und Passagiere als Begleitung ausgesucht. Er kannte jedoch keine dieser Personen: Sian Proctor, eine Geowissenschaftlerin und ehemalige Astronautenanwärterin bei der NASA, Hayley Arceneaux, eine Arzthelferin, die als Kind Knochenkrebs überlebte, und Chris Sembroski, ein Veteran der amerikanischen Luftwaffe und Dateningenieur in der Luft- und Raumfahrtbranche. Arceneaux wurde somit zur jüngsten amerikanischen Person im Weltall.

Die vier trainierten zuvor sechs Monate lang. Computersysteme, die von der Erde aus von Musks Team überwacht wurden, steuerten das Raumschiff. Die Crew umkreiste unseren Planeten während ihrer Reise mehr als 15 Mal pro Tag!

Der Ausflug ins Weltall verfolgte noch ein weiteres Ziel: Er sollte auf die Arbeit des St. Jude Children’s Research Hospital in den Vereinigten Staaten aufmerksam machen und Gelder dafür sammeln. Bislang wurden etwa 170 Mio. EUR im Namen von Arceneaux gespendet, die an dem Krankenhaus arbeitet und dort als Kind Patientin war.

„Willkommen im zweiten Raumfahrtzeitalter“, kommentierte der Missionsleiter Todd Ericson nach der Landung. Diese Mission würde dazu führen, dass „Reisen ins All für durchschnittliche Männer und Frauen wesentlich zugänglicher werden“.Der Generalsekretär der Vereinten Nationen António Guterres ist über die Weltraumeskapaden der Steinreichen und Prominenten jedoch alles andere als amüsiert. Er gab den Mächtigen der Welt in seiner Eröffnungsrede der Generalversammlung am 21. September zu verstehen, was er davon hielt: „Milliardäre begeben sich auf Spritztouren in Weltall, während auf der Erde Millionen Menschen hungern.“

Geht es bei diesen Missionen nur darum, unser Wissen über das Universum zu vertiefen, oder um Egos? Würden Sie sich auch einer zivilen Reise ins Firmament anschließen, wenn Sie ein dickes Portemonnaie hätten? Oder würden Sie Ihr Vermögen lieber für Ressourcen ausgeben, die hier auf der Erde im Kampf gegen den Klimawandel und weltweite Hungersnöte verwendet werden können?


veröffentlicht: 2021-10-02
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