Intelligente Technologien für nachhaltigere Meere

Ein EU-finanziertes Projektteam entwickelt und testet intelligente Netze, Scanner und andere Technologien zum Kampf gegen Überfischung.

Die Verbrauchernachfrage nach Fisch und Meeresfrüchten ist in den letzten Jahrzehnten gestiegen. Dies dezimiert die Fischbestände unserer Meere und Ozeane. Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen waren 2017 nur 65,8 % der Fischbestände auf nachhaltigem Niveau, während es 1974 noch 90 % waren.

Die zwingende Notwendigkeit, das Problem der Überfischung und illegaler Fänge zu bewältigen, führte zu Bemühungen wie dem EU-finanzierten Projekt SMARTFISH (Smart fisheries technologies for an efficient, compliant and environmentally friendly fishing sector), das innovative Technologien entwickelt, um die negativen Auswirkungen der Fischerei auf Meereslebewesen zu mindern. „Zuallererst möchten wir die Möglichkeit sicherstellen, herauszufinden, wie groß die Fischbestände der Meere sind und wo die Grenze der Nachhaltigkeit in der Fischerei liegt“, so die leitende Wissenschaftlerin Rachel Tiller von SINTEF Ocean, dem Projektträger von SMARTFISH in einem Video, das kürzlich auf CNN Business Evolved erschien.Die entwickelten Technologien für nachhaltigere Fischerei beinhalten einen Innenpool, der den Ozean nachbildet; Laser-Scanner, die Fischbestände analysieren, sowie 3D-Visualisierungsmethoden, die Modelle des Meeresbodens erstellen. CatchScanner ist eine dieser derzeit entwickelten Technologien. Sie kombiniert Laser-Technologie, ein 3D-Kamerasystem und künstliche Intelligenz zur Analyse. Wird ein Fisch vom Scanner erfasst, „erstellt dieser gleichzeitig sowohl ein 3D-Bild als auch ein Farbbild, anhand welcher die künstliche Intelligenz das Gewicht und die Art bestimmt“, erklärt der bei SINTEF Ocean an Technologien für Meeresfrüchte forschende Wissenschaftler John Reidar Mathiassen im gleichen Video. „Dadurch können wir genau bestimmen, wie viele Fische gefangen werden, um dann die Quoten dementsprechend anzupassen.“Eine weitere Innovation des SMARTFISH-Projekts ist ein Schleppnetz namens SmartGear. Dieses intelligente Netz soll nur die für den Fang vorgesehenen Fischarten anlocken und andere Arten vertreiben. Hierfür sind am Netz verschiedenfarbige LED-Lichter angebracht, um je nachdem, wie die einzelnen Arten auf Licht reagieren, nur die gewünschte Art anzulocken.

„Es ist wichtig zu verstehen, dass die Einrichtung einiger dieser Technologien auf Fischereifahrzeugen sehr teuer sein kann“, merkt Tiller im Video an. „Damit Fischereibetriebe zu dieser Investition bereit sind, müssen die Vorteile sichtbar sein.“ Trotz des Kostenfaktors haben viele Fischereibetriebe in Europa Interesse an den SMARTFISH-Technologien bekundet, die viel Potenzial für nachhaltige Fischerei versprechen. Die Technologien werden im europäischen Fischereiwesen getestet. Sollte dieser Test erfolgreich sein, erhofft sich das Team eine weitreichende Annahme. „Es wird uns in die Lage versetzen, die Bestände allgemein besser einzuschätzen, realistische Verordnungen zu beschließen und besser zu verstehen, wie nachhaltig wir wirklich sind“, so Tiller abschließend.

Das endgültige Ziel von SMARTFISH ist es, dass diese Technologien auf Fischereifahrzeugen in ganz Europa eingesetzt werden. Die SMARTFISH-Systeme werden in verschiedenen Meeresgebieten getestet: der Norwegensee und Barentssee, dem Mittelmeer und Schwarzen Meer, westlich von Schottland und in der nördlichen Nordsee, der südlichen Nordsee, der Keltischen See und der Biskaya sowie dem Kattegat und Skagerrak.

Weitere Informationen:

SMARTFISH-Projektwebsite


veröffentlicht: 2020-12-19
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