Europas Städte für die urbane Luftmobilität rüsten

Politisch Verantwortliche, die den Einsatz von Drohnentechnologien in ihren Städten startklar machen wollen, können ihren städtischen Luftraum jetzt dank eines neuen Geoinformationsinstrument dreidimensional visualisieren.

In nicht allzu ferner Zukunft wird sich der städtische Luftraum in Europa für neue Mobilitätsformen wie Lieferdrohnen und Lufttaxis öffnen, wobei sich der Fracht- und Fluggastverkehr in geringer Höhe abspielen wird. Wie kann in der Stadtplanung und Verkehrspolitik sichergestellt werden, dass der niedrige Luftraum sicher und gut organisiert ist?

Das EU-finanzierte Projekt AiRMOUR hat ein Instrument entwickelt, das Entscheidungsbefugte dabei unterstützen soll, sich auf den Einsatz von Drohnen in ihren städtischen Lufträumen vorzubereiten und in drei Dimensionen zu denken. „Als Instrument wird den Verantwortlichen in Stadtplanung und Politik das geografische Informationssystem (GIS) dabei helfen, kombinierte Boden- und Luftdaten in Bezug auf Lärm, Naturschutz und Mobilitätsbrennpunkte zu visualisieren“, erläutert Benoît Larrouturou, Direktor für Geschäftsentwicklung des Projektpartners Robots Expert, in einer Pressemitteilung auf der Projektwebsite. Robots Expert ist der für das GIS-Instrument verantwortliche Partner, das derzeit in fünf Standorten angewendet werden kann: Helsinki (Finnland), Kassel (Deutschland), Luxemburg (Luxemburg), Stavanger (Norwegen) und Stockholm (Schweden).

„Die Öffnung des städtischen Luftraums setzt auch voraus, dass die Bevölkerung den Wert dieser Art von Mobilität erkennt“, bemerkt Larrouturou. „Das Instrument soll die Einbindung der Bürgerinnen und Bürger in dieser Hinsicht fördern. Die Visualisierung von Auswirkungen ermöglicht ein tieferes Verständnis und eine faktenbasierte Entscheidungsfindung.“

Mit dem GIS-Instrument können neue Daten dazu genutzt werden, um Entscheidungsprozesse zu verbessern. Außerdem kann eine Vielzahl von Faktoren in der Stadtplanung berücksichtigt werden, von der Risikominderung im Luftraum und den Flugbedingungen bis hin zu Lärmschutzbereichen, Karten zur Bevölkerungsdichte und saisonalen Vogelbrutgebieten. Da die meisten relevanten Daten in den AiRMOUR-Partnerstädten bereits vorhanden sind, besteht die Herausforderung darin, sie auf sinnvolle und praktikable Weise miteinander zu kombinieren.In der AiRMOUR-Partnerstadt Helsinki hat der Projektpartner Forum Virium Helsinki Drohnen getestet, um den Verkehrsfluss zu analysieren und 3D-Karten von bestimmten Kreuzungen und Stadtteilen zu erstellen. „Die Paketzustellung per Drohne ist für die Stadt nicht von primärem Interesse“, erklärt Renske Martijnse-Hartikka, leitende Projektmanagerin für intelligente und autonome Mobilität bei Forum Virium Helsinki, in einer weiteren Pressemitteilung auf „ComputerWeekly.com“. „Die Auslieferung kleiner Pakete rechtfertigt wohl nicht die Kosten und die Störungen, die durch fliegende Drohnen verursacht werden. Die Lieferung von medizinischen Produkten hingegen schon.“ Diese Ansicht deckt sich mit dem Schwerpunkt des Projekts AiRMOUR, das sich mit der städtischen Luftmobilität für medizinische Notdienste befasst.

Neben großen Passagierdrohnen, die in Notfallsituationen medizinische Fachkräfte schnell an entlegene Orte bringen können, erforscht das AiRMOUR-Team auch die Vorteile kleiner medizinischer Lieferdrohnen. Diese können eingesetzt werden, um Blut- oder Gewebeproben effizient von Krankenhäusern zu Labors zu transportieren oder automatische Notfall-Defibrillatoren an beliebige Orte zu liefern.

„Unsere Forschung wird verschiedene Aspekte dieser Drohnenflüge für medizinische Notfälle beleuchten“, erklärt Martijnse-Hartikka. „Die Verwaltung der Flugrouten gibt großen Anlass zur Sorge. Je mehr Drohnen sich in der Luft befinden, desto eher entstehen Konfliktsituationen. Ein gewisser Grad an Flugverkehrsmanagement wird erforderlich sein, ebenso wie Landeplätze – auch für Notlandungen.“

Laut Martijnse-Hartikka wird das Projekt AiRMOUR (Enabling sustainable AiR MObility in URrban contexts via emergency and medical services) voraussichtlich in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 in Stavanger die ersten realen Pilotversuche oder Demos durchführen. „Wir versuchen auch, das Projekt in Helsinki voranzutreiben, hoffentlich gegen Ende dieses Jahres oder Anfang 2023.“

Weitere Informationen:

AiRMOUR-Projektwebsite


veröffentlicht: 2022-03-04
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